Es ist eine Zeit, wo man denkt, dass manche Menschen alt geworden sind, ihre Energie verloren haben und nicht mehr so sind, wie man sie in Erinnerung hat. Man meidet sie, um die schönen Erinnerungen von damals für immer zu behalten damit das Weltbild, welches wir vor Jahren erschaffen haben nicht verändert wird. Es geht um Bands die unsere Jugend geprägt haben, die wir als Vorbilder hatten und dies auch beibehalten wollen. Umso mehr man darüber nachdenkt verschwendet man immer weniger den Gedanken daran sich noch einmal nach so vielen Jahren eine Konzertkarte seiner Jugenderinnerungen zu ergattern. „Wird es werden wie damals?“ oder „Können Sie die vielen Jahre dazwischen vergessen machen und mich wieder zurück in die Vergangenheit katapultieren?“ sind Fragen, die ich mir stelle und habe ein wenig Angst enttäuscht zu werden.
Aber die Gelegenheit ist nun mal da. In der Stadt wo ich aufgewachsen bin und mich öfters aufhalte kommen die Scorpions zu ihrer CRAZY WORLD TOUR 2019 und ich lasse es mir trotz der Gedanken im Kopf nicht nehmen mir sofort Frontstage Karten zu holen. Es ist einfach der Reflex den man hat, wenn man vor dem Ticketschalter steht und die Plakate der Band sieht. Ich erhoffe mir viel und verdränge jeglichen negativen Gedanken bis zu dem Abend als es endlich so weit ist…
Die Vorgruppe „The New Roses“ machen ihren Job gut und lassen mich immer mal vergessen warum ich eigentlich da bin. Ich bin sichtlich angespannt und marschiere nun Richtung Front Stage wo ich mir einen Platz mit guter Sicht auf die Bühne erhaschen will. Angekommen lehne ich mich ans Geländer und bin nervös denn der Bandleader der New Roses kündigt nun die Scorpions an und die Bühne wird umgebaut. Der Banner der Tour wird aufgehängt und nun heißt es nur noch wenige Minuten warten. Und schon fühle ich mich wieder ein bisschen wie „damals“. Ich bin plötzlich das Kind das gespannt auf seine Band wartet und Glücksgefühle machen sich breit. Wie lange ist es her, dass ich dieses Gefühl hatte? Es tut so gut.
Dann ist es so weit, der Vorhang fällt es geht los. Die Scorpions stürmen auf die Bühne und legen gleich los. Klaus Meine taktet die ersten Töne von sich und es ist… wie früher! Kein bisschen an seiner Gesangsqualität hat sich geändert. Seine unverkennliche Stimme hallt durch die Domstadt und jeder würde es mit geschlossenen Augen erkennen. Sie sind da. Im Hintergrund lassen Rudolf Schenker und Matthias Jabs die Saiten klangvoll zu Mikkey Dee´s Schlagzeug erklingen und rücken Song für Song in immer mehr in den Vordergrund.
Von der ersten Minute an spühre ich die Elektrizität die von den Scorpions kommen und bin mitgenommen. Diese Energie auf der Bühne, sie ist nicht wieder da – sie war niemals weg! Mikkey Dee´s Schlagzeug Solo über der Bühne auf Ketten hochgezogen versetzt die Menge in Extase und er erntet tosenden Applaus nachdem er schweißgebadet sein Werk vollendet.
Die Show ist grandios und nachdem WIND OF CHANGE unsere Ohren verwöhnt merke ich gar nicht, dass ich überall Gänsehaut habe.
Knapp 1,5 Stunden bekommen wir das Feinste bunt gemischt aus vielen Jahren Scorpions Geschichte und als es vorbei ist kann ich nicht glauben, dass es das schon war. Die Zeit ist, wie immer wenn es so schön ist, viel zu schnell rumgegangen. Aber ich war da… Ich war wieder Kind, jugendlich und in der Vergangenheit. Zumindest für einen Moment. Ich danke es Ihnen. Angst? Kann ich nur lachen. Ich freue mich die Scorpions hoffentlich bald wieder zu erleben. Wieder in die Vergangenheit zu reisen damit wir wieder rocken können wie ein Hurricane!